In gewohnt reisserischer Manier berichtet der Blick-Artikel über das Resultat einer Online-Umfrage zur digitalen Erfassung der Gesundheitsdaten. Dass laut Befragung ein Anteil von 45% sich gegen das Elektronische Patientendossier EPD ausspricht, lässt aufhorchen und deutet darauf hin, dass die zahlreichen bekannt gewordenen Hackerangriffe auf Spitäler oder das gescheiterte elektronische Impfdossier bei der Bevölkerung – die zwar auf den sozialen Medien hemmungslos ihre Privatsphäre zur Schau stellt – Spuren der Skepsis gegenüber staatlich initiierten Online-Plattformen hinterlassen hat. Das ist nachvollziehbar, aber es stellt sich hier doch die Frage, wie gut die befragten Personen über das Konzept des per Gesetz bereits aufgegleisten EPD informiert waren. Denn die Befürchtung, Unbefugte könnten auf das Dossier Zugriff nehmen, wäre unbegründet: Wie das Beispiel der eHealth-Plattform CARA (Westscheizer Kantone) zeigt: Die Patient:innen eröffnen selbst ihr Dossier und bestimmen darüber, wer darauf zugreifen darf. Die Erhebung ergab dann auch, dass das Misstrauen der Befragten abnimmt, wenn dieses Prinzip der Selbstbestimmung gewährleistet ist. Der springende Punkt der grundsätzlichen Abwehrhaltung wäre somit die Unkenntnis der Allgemeinheit über das EPD. Diese Informationslücke muss zuerst behoben werden, denn die Akzeptanz der Bevölkerung ist die Bedingung für eine flächendeckende und effiziente Einführung des EPD. Und es ergibt erst dann Sinn, auch die Leistungserbringer:innen zum Mitmachen zu verpflichten und in den Aufwand der Dateneingabe zu investieren.
Die SBV hat an anderer Stelle bereits darauf hingewiesen, dass den Patient:innen nur wirksam geholfen werden kann, wenn die Daten eines Dossiers vollständig vorliegen. Ansonsten kann sich das medizinische Fachpersonal kein umfassendes Bild der Krankengeschichte machen und richtige Entscheidungen treffen. Damit steht das EPD aber im Konflikt mit dem strengen schweizerischen Datenschutz. Die SBV hat auch diesbezüglich auf die pragmatische Lösung anderer Staaten hingewiesen, deren EPDs nebst Gesundheitsdaten auch die History der Zugriffe aufzeigen. Ein Missbrauch wird damit unterbunden.
pm