29/09/2021
Gerne verweisen wir Sie auf einen Artikel in Der Bund von Brigitte Walser (“Lasst Privaten eine Chance!”, publiziert am 18.09.2021/07:24). Die Politik hat für gleich lange Spiesse für alle Spitäler gesorgt. Konkret hat das bernische Kantonsparlament kürzlich beschlossen, dass der bernische Regierungsrat die Mehrheit der Aktien seiner Regionalspitäler verkaufen kann. Dem Kanton alle Möglichkeiten offen zu lassen, ist wohl die beste Ausgangslage in Zeiten des Umbruchs, wie sie aktuell in der Spitallandschaft zu verzeichnen sind!
In ihrem Gastkommentar vom 22.09.2021/16:46 (“Sorge tragen zum Herzen unserer Gesundheitsversorgung”) kontert Tanja Bauer dahingehend, dass das schweizerische Gesundheitssystem erkrankt sei: es drehe sich primär um die Finanzierung der Kosten statt um die Gesundheit der Bevölkerung. Wer über Spitäler spricht, müsse zwingend auch über Verbesserungen der Arbeitsbedingungen sprechen. Gerade der durch den Ruf nach Privatisierung und der damit einhergehenden Profitorientierung hervorgerufene Kostendruck sei in diesem Zusammenhang bedrohlich; die Gewinne würden als Dividenden an die Aktionäre abfliessen und so der Gesundheitsversorgung verlorengehen.
Dazu Folgendes:
Gleich lange Spiesse für alle Spitäler steigern die Transparenz im Qualitätswettbewerb, welcher sich wiederum positiv auf die Kostenentwicklung auswirkt. Mittels flacher Hierarchien, schlanker Prozesse, kurzer Kommunikations- und schneller Entscheidungswege sowie tiefer Fluktuation können Kosten im Griff behalten werden; weder die Dienstleistungserbringung mit Fokus auf den Patienten noch gute Arbeitsbedingungen mit dem Ziel engagierter und loyaler Mitarbeiter werden dadurch vereitelt. Im schweizerischen Gesundheitswesen ist es angesichts des ausgetrockneten Arbeitsmarktes sogar essentiell, punkto Arbeitsbedingungen konkurrenzfähig zu bleiben resp. zu werden. Der Ansporn zur Schaffung guter Rahmenbedingungen wohnt dem heutigen unternehmerischen Credo inne!
Bezüglich Umverteilung der Gewinne von Privatspitälern gilt es klarzustellen, dass dieses Geld – wie auch in allen anderen Bereichen des privaten Sektors üblich – nicht bloss an die Aktionäre abfließt, sondern einen Bestandteil des schweizerischen Finanzkreislaufs bildet. Nicht ausser Acht zu lassen ist hierbei auch die Tatsache, dass darauf doppelt Steuern entrichtet werden (Einkommen und Vermögen), welche der öffentlichen Hand zugehen und schliesslich wieder der Gemeinschaft zugute kommen. Würde man der Logik von Frau Bauer konsequent folgen, würde jeder Lohn, jedes Honorar und jeder Einkauf von nichtmedizinischem Material dafür sorgen, dass Geld abflösse und der Gesundheitsversorgung verlorenginge. Derzeit ist es eher so, dass aus der Wertschöpfung der Wirtschaft Geld ins Gesundheitssystem fliesst.
Fazit: Es ist eine gute Strategie, private Spitäler beizubehalten und den Sektor der privaten Spitäler auszubauen, um eine echte Konkurrenzsituation unter den stationären Leistungserbringern, verbunden mit einer Optimierung von Transparenz, Qualität und Wirtschaftlichkeit entstehen zu lassen.
* Die zitierten Artikel existieren nur in deutscher Sprache.